
Vor einigen Wochen wollte ich die AWS (Abfallwirtschaft Stuttgart) anrufen, um das Problem zu melden. Mehrmals habe ich versucht und immer habe ich nur den Automaten erwischt, der mich informierte, daß ich 63 Euro zu zahlen habe, wenn ich meinen Sperrmüll innerhalb von 2 Tagen abgeholt haben möchte. Erst beim Bezirksrathaus habe ich mit jemandem sprechen dürfen, die (es war eine Frau) die Lage verstanden und Abhilfe geschaffen hat (denn der Müll wurde abgeholt).
Freitag morgen: Nicht nur ist der einzig gebliebener Eimer voll, der Dreck liegt zerstreut auf dem ganzen Platz. Dieses Mal ist bei der AWS gleich jemand am Telefon, die (wieder eine Frau) mir versichert, etwas zu unternehmen.
Tatsächlich erscheint ein Wagen der Müllabfuhr. Auf meine Frage, warum der zweite Eimer (der sowieso für den Müll des nächtlichen Clubvolkes nicht ausreichen würde.. aber immerhin) schon so lange fehlt und nicht ersetzt wird, antwortet mir einer der zwei AWS-Mitarbeiter, daß dieser zweite Eimer sozusagen „requiriert“ worden sei, weil man „private Müllsäcke“ darein geworfen hätte - sie hätten Fotos, die das beweisen - und der auch nicht wieder kommen wird. Das alles wird mir in einem Ton gesagt, als ob ich mindestens drei Mal am Tag meinen privaten Müll in diese öffentlichen Eimer entsorgen würde. Wieder muß ich mich fragen, was ich denn in dieser Stadt verbrochen haben mag!
Ich dachte eigentlich, Müllentsorgung sei eine Dienstleistung, sei öffentlicher Dienst für die Allgemeinheit. Die AWS, die nach ihrem Motto „für ein sauberes Stuttgart“ arbeitet, nimmt aber im Kauf, einen Platz dem Dreck zu überlassen, weil angeblich Private ihren Müll in die öffentlichen Eimer hinein werfen. Wobei sich die Frage stellt, was ist privater und was öffentlicher Müll. Sind z.B. die vielen Plastik- und Papierbecher, die Eßreste, Beutel und Behälter aller Art, die die Clubs- und Fastfoodklientel nachts hinterläßt als privater oder öffentlicher Müll zu betrachten?
Eines wird jedenfalls immer deutlicher: Diese Stadt glänzt nur für den Schein, nicht für seine Bürger. Die Einrichtungen des Öffentlichen Dienstes sowie die Infrastruktur sind schon lange geleast und privatisiert oder sie werden es in Kürze. Und alles soll angeblich Geld bringen. Die Kultur vom Service, von der Dienstleistung ist schon lange vergessen, ersetzt vom Gedanken der Finanzen. Deutschland ähnelt immer mehr Italien. Das gibt so ein Gefühl von Heimat, nicht wahr?